Der Winter, der nicht enden will

So kommt es uns wenigstens vor. Während für Deutschland schon Temperaturen um die 15 Grad plus an den ersten Märzwochenenden agekundigt worden waren, erreichen wir Ende des gleichen Monats gerade einmal die „schwarze Null“ und ein paar mickrige Grade darüber.

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Noch einmal Schnee…

Heute scheint die Sonne und es ist etwas wärmer. Der Schnee war in den letzten Tagen schon ordentlich weggeschmolzen, bis es gestern nachmittag wieder kräftig anfing zu schneien. Aber es gibt Hoffnung: die Tage werden merklich länger, die Winterdepression weicht der Frühjahrsmüdigkeit .

Naturlich sollte es uns nicht verwundern, dass die warmen Jahreszeiten hier etwas kürzer und weniger großzugig ausfallen, was die Temperaturen anbelangt.

 

(Aus-) Rutscher

An einem Wochenende vor zwei Wochen schneite es noch einmal richtig kräftig. Unsere ehemaligen Nachbarn waren zuvor im Januar in ein anderes Haus, etwa 200m weiter hangab, gezogen. Um etwa 15  Uhr waren wir zur Einweihungsfika (Fika = “Kaffetrinken”) eingeladen. Nett so etwas. Also rein in die warmen Klamotten, den kleinen Knilch schön warm eingepackt und los gings. Natürlich hatte unser Vermieter, der auch für den Parkplatz und den anschliessenden Weg zuständig ist, nicht gestreut. Der Weg war extrem glatt. Nico lag in seinem MaxiCosi, dem Auto-Kindersitz fur kleine Würstchen. Wenn ihm langweilig würde, so könnte er darin etwas schlummern. Wie wir nun versuchten wie alte Leute den Weg nach unten zu ertasten, immer auf der Hut nicht doch auszurutschen, sah ich beim Blick nach hinten, wie ein alter schrottiger Golf 2 den Weg zum Parkplatz fand. Drinnen zwei junge Burschen. Der Fahrer liess den Wagen auf dem Parkplatz schleudern. Es war halt so schon glatt…

 

Mitgehangen, mitgefangen – ein “Doppelpack Pussies”

Wir stolperten derweil weiter nach unten, ich Nico im Kindersitz im linken Arm. Plötzlich ein Hupen.  Eigentlich unverschämt uns hier vom Weg zu nötigen. Ich machte einen Schritt zur Seite – und schon war es passiert! Ich flog so schnell, so schnell konnte ich gar nicht gucken. Neben mir ging Nico in seinem Stuhl zu Boden, Olga hampelte derweil irgendwo am Rande vor sich hin. Hinter mir war bereits das Auto. Zuerst fuhr es gegen mich, was ich in diesem Moment gar nicht merkte. Ich versuchte nur wegzukommen. Dann erwischte das Auto Nicos Stuhl. Olga schrie wie am Spiess und versuchte verzweifelt das Auto wegzuschieben.

Bei mir lief dann plotzlich ein ganz anderer Film: ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich zwei Halbstarke im Auto sah, die uns platt machen wollten. Ich sprang auf. Der kürzeste Weg zum Auto war das offene Beifahrerfester. Ich stürmte drauf los, sah die beiden Typen, die uns bedrohten und schlug zu. Dem Erstbesten, den ich bekommen konnte, wurde “eingeschenkt”. Voll auf die Glocke! Ich schaute nach Nico, der schreiend im Stuhl lag und zappelte. Gott sei Dank!!!! Ihm schien es gut zu gehen. Olga war unter Strom. Ich wandte mich den beiden zu, die nur im Auto sassen und auch schrien! Die zitterten vor Angst! Lol! Der Fahrer war bleich, stammelte nur etwas, dass er nicht hätte bremsen können und der Beifahrer, der was auf`s Auge bekommen hatte,  schrie wie am Spiess.

Olga war außer sich. Als sie die beiden kreischen sah, schrie sie nur: “Was schreit Ihr so, was seid Ihr nur für Pussies!!!” (lol 😉 )

Zunachst hatten sie noch Angst gehabt, dass ich weitermache, aber langsam beruhigte sich die Lage. Nur ¨das Auge¨ schrie noch. Ich untersuchte ihn noch kurz, aber er hatte nur etwas am Jochbein abbekommen, sozusagen “etwas angditscht“.

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Gelungene Werbung, oder?

Wie ein Tier war ich anscheinend auf die losgegangen. Eine Affekthandlung. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich mir nicht Zeit genommen hatte zum Fahrer zu spurten. In diesem Moment aber waren beide im gleichen Boot fur mich gewesen – und eine Bedrohung für meine kleine Familie! Unvorstellbar, was alles hätte passieren können, wenn Nico nicht im Kindersitz gesessen hatte!!! Er hatte schon beim Sturz sich den Kopf verletzen konnen und mit dem Autoreifen hatte er es erst recht nicht aufnehmen konnen…

Anschliessend gingen wir trotzdem noch zum Kaffeetrinken, am Abend schrieb ich eine saftige Email an den Hauseigentümer. Am liebsten hätte ich dem auch eine rübergebraten.  Am nachsten Morgen war überall gestreut…

Der Vater des ¨Auges¨ rief mich später an. Wir trafen uns in den darauffolgenden Tagen  um noch einmal darüber in Ruhe zu sprechen. Er wollte aber für seinen Sohn eine Entschädigung haben! Dazu könne er sich an seinen Kumpel und den Hauswart wenden, der nicht gestreut hatte, war mein Kommentar dazu.

Schon etwas dreist, immerhin hatten ja beide Buben Spass daran gehabt zu schnell und etwas verrückt zu fahren! Und wenn er nicht “im Weg” gewesen wäre, hätte ich ja auch den richtigen erwischt. Halt Pech gehabt, was muss er auch auf dem Beifahrersitz sitzen und die Augen so weit aufreißen… sorry!

 

Erklärter Ex-“Nutellist”

Natürlich gab es neben diesem Ereignis noch andere Dinge, mit denen wir uns beschäftigt haben. Z.B. den Kampf gegen den Zucker. Inzwischen bin ich stolz sagen zu können, dass ich “trockener Nutellist” bin. Ja, wirklich: ich esse kein Nutella mehr! Dieses geile cremige Zeug – nix mehr für mich. Ich versuche eigentlich ganz von der “süßen Droge” wegzukommen. Der Gesundheit wegen. Doch das ist wirklich extrem schwer! Es sind eigeschleifte Verhaltensmuster: ich habe Stress oder Langeweile, also öffnet sich die Luke und die Beisswerkzeuge werden aktiv.

“Immer rinn in die hohle Birne”  Das, was für alkoholische Getränke gilt, gilt für die Droge Zucker schon lange. Und: ist auch für unter 18 Jahren kein Problem zu bekommen und gesellschaftlich voll akzeptiert. Ich sehe allerdings so viele Diabetiker auf der Arbeit, dass mir regelmäßig schlecht wird. Der Kampf gegen die Sucht ist hart, was sich auch daran zeigt, dass ich gerade einen Schokoriegel zwischen den Zähnchen habe…

 

“Repatriation”

Und sonst? Wir bereiten unseren Weggang aus Schweden vor. Ja, Ihr habt richtig gelesen, wir haben genug gefroren hier oben. Zurück in die Heimat. Wie, wann und wohin genau, das werde ich beim nächsten Mal genauer beschreiben…