Die Hoffnung stirbt nicht zuletzt, die Hoffnung stirbt nie!

Der Titel – das Zitat eines unbekannten Autors – soll Hoffnung geben.

Oktober 2023 – Es drängt sich der Gedanke auf, dass nach Corona -als hätten wir nicht genug Probleme in der Welt- noch mehr Krisen über uns hereinstürzen: der Krieg in der Ukraine geht weiter, Erdbeben in Marokko und jetzt auch noch der Konflikt zwischen Israel und der Hamas. Unzählige andere Konflikte schaffen es erst gar nicht in die Nachrichten. Es ist zum Heulen.

Die Bilder sind schrecklich, das Leid, der Schmerz der Angehörigen, man mag es sich nicht ausmalen. Kein Mensch und schon gar kein Kind hat es verdient durch Gewalt zu sterben oder Angehörige zu verlieren, egal welcher Abstammung, Nationalität oder Glaubens diese Person ist. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Dies gilt für alle Menschen.

Man sollte aber eine Verpflichtung verspüren, es aufzuarbeiten und zu verstehen, wie es dazu kommt. Nur dann läßt sich weiteres Leid verhindern, egal wo es geschieht und ob man Teilhabe an einem Konflikt hat oder nur “Schaulustiger” ist.

Aber dieses Thema scheint uns aktuell vollkommen überrascht zu haben. Wir waren vollkommen konzentriert auf das Thema Ukraine, auf die Ampel-Koalition und Sarah Wagenknecht, Klima-Kleber… Oder war es unsere Ignoranz und Arroganz, dass wir es nicht nötig haben, diesem Konflikt weiter Aufmerksamkeit zu schenken? Immerhin “lief es doch ganz gut” in den letzten Jahren, oder? Zumindest für uns, weit weg vom Geschehen und “immer auf der richtigen Seite“: der Seite der freiheitlich-westlichen Demokratien mit Israel als einzigem demokratischen Bollwerk im Nahen Osten.

Nun, so einfach ist es auch nicht. Israel ist trotz der Korruption noch am ehesten eine Demokratie, aber rechte Kreise haben es dem Land und den freiheitlich denkenden Menschen das Leben immer schwerer gemacht. Bis kurz vor dem Angriff der Hamas gingen immerhin zehntausende Menschen auf die Stra?e, um gegen Netanyahus Entscheidung zur Entmachtung des obersten Gerichtshofes zu protestieren. Auch die Siedlungspolitik und die von der Weltöffentlichkeit kaum wahrgenommene Unterdrückung von Palästinensern geht weiter. Teil des israelischen Sicherheitskonzeptes ist auch die errichtete Mauer, also die Sperranlagen durch das Westjordanland, das der Internationale Gerichtshof als Verstoß gegen das Völkerrecht beschreibt. Ebenso dient die Militarisierung der Bevölkerung auf hohem Niveau. Das öffentliche Tragen von Waffen gehört hier zur Normalität.

Israel ist ein vielfältiges und schönes Land: landschaftlich, kulturell, religiös und ethnisch. Dazu kommen die vielen verschiedenen Meinungen. Dem wird die stark vereinfachte Wahrnehmung durch die hiesige Politik und Medienlandschaft aber kaum gerecht, ebenso wenig dem Sicherheitsbedürfnis Israels. Genauso wenig wie die Hamas einen Alleinvertreterstatus für alle Palästinenser für sich beanspruchen darf, trifft dies auch auf die seit Jahren regierenden Hardliner in der Knesset zu.

Die ständige Wiederholung der Sicherheit Israels als deutsche Staatsräson verklausuliert nur die Ahnungs- und Hilfslosigkeit vieler deutscher Politiker. Wem wirklich an der Sicherheit Israels gelegen ist, versteht, dass diese untrennbar mit der Sicherheit der Palästinenser verbunden ist. In Israel selber haben das viele Menschen längst begriffen und protestieren immer wieder gegen die eigene nach rechts rückende Politik. Aktivisten, Verbände, Betroffenenvereinigungen engagieren sich jedoch seit Jahrzehnten für eine Aussöhnung. Auch diese sind Opfer der Hamas-Angriffe und der Gegenreaktionen der israelischen Armee. Nur: sie werden nicht gesehen oder gar unterstützt. Dabei steht ihre Meinung und Aktivitäten für die Selbstkritik einer offenen pluralistischen Gesellschaft, die nach Aussöhnung strebt. Totgeschwiegen von der eigenen Führung – und auch von unseren Politikern…

Diese Menschen werden nicht aufgeben. Sie haben bereits viel einstecken müssen, Rückschläge und Anfeindungen erleben müssen und werden trotzdem an ihre Ziele glauben. Diesen Menschen gehört unser Respekt!

Und Ihnen gebürt Aufmerksamkeit. Um sie zu Gehör und “Geäug” kommen zu lassen, habe ich hier zum Ende meines Beitrags einige Seiten verlinkt*:

Physicians for Human Rights

(Ärzte für Menschenrechte): sie sind seit Jahren aktiv und unterstützen Ärzte und Patienten in den besetzten Gebieten https://www.phr.org.il/en/

Breaking the Silence

https://www.breakingthesilence.org.il (Das Schweigen brechen): ehemalige israelische Militärangehörige, die über die die Drangsalierung und Ungerechtigkeiten in den besetzten Gebieten berichten

Omri Boehm

Israelischer Philosoph, von dem wir viel über unsere eigene Politik lernen können. Hier ein Beitrag von 2021, dem aktuell vielleicht wichtigsten: https://qantara.de/artikel/interview-mit-dem-israelischen-philosophen-omri-boehm-die-republik-haifa-ein-staat-für-alle?nopaging=1

“Promises”

Hier lassen die Dokumentarfilmer Ende der 1990er ausschliesslich Kinder zu Wort kommen, sowohl in Palästina, wie auch in Israel. Am Ende lernen sie sich kennen. Leider wurde der Erfolg von den bekannten Ereignissen der zweiten Intifada wieder zunichte gemacht.